Anfangs trafen nur wenige Anmeldungen zur Besichtigung des Senders Beromünsters ein, was Max Matter HB9RC schon etwas beunruhigte. Doch sie kamen in Scharen, muss man fast sagen: insgesamt finden 32 Besucher den Weg am 6. Mai 2006 nach Beromünster. Bei einzelnen Stellen des ca. 2-stündigen Rundgangs ging es so beim Fotografieren durchaus mal eng zu und her!
In der Empfangshalle wurden wir begrüsst und konnten bereits einige „kleinere“ Exponate bestaunen – wie zum Beispiel ein Stück einer Antennenzuleitung mit mehr als 20cm Durchmesser… In den Senderhallen wurde dann rege gefachsimpelt und fotografiert – eine Halle mit dem alten Sender und die grosse mit den beiden heute aktiven Sendern (Haupt- und Reservesender).
Die Ausbauetappen
- 1929 Bau durch BBC (Brown Boveri & Cie) gebaut
- 1931 Aufnahme des Sendebetriebs im Juni mit zwei 125m hohen Türmen
- 1946 Neuer 200kW-Sender wird gebaut
- 1961 Ersatz des Marconi-Sender durch einen modernen 250kW BBC-Sender
- 1968 Neuer Sender mit 500 kW Leistung verbessert Empfang in Randregionen
- 1994 500kW Sender wird durch den heutigen Sender (600 kW) in neuster Technik ersetzt.
- 1996 Installation des Reservesenders mit 200kW in Halbleitertechnik
- 1935 Bau einer neuen Antenne auf dem Blosenberg (215m). Leistung auf 100 kW erhöht
Die Ausrüstung heute:
- Sender mit 600kW, 200kW Reserve (Halbleiter) und 250kW (BBC von 1961) als letzte Reserve
- Antenne Blosenberg: Höhe 215m (bis Kabine 150m), Reserveturm: Höhe 125m
Im Keller führte uns der Weg zwischen der HF-Auskopplung, Dummy Loads und etlichen mehr als mannshohen Transformatoren vorbei.
Die Besichtigung der Werkstatt – die das Herz jedes Mechanikers höher schlagen liesse – und der eigenen Schreinerei schloss diesen äusserst informativen Nachmittag ab.
Das Ende ?
Der SRG wurde die von ihr geplante Verlängerung der Sendegenehmigung bis zum Jahr 2015 verweigert. Somit wird die Abschaltung Ende 2008 wohl unausweichlich sein und ein Sender mit langer Radio-Geschichte für immer verschwinden. Mit ziemlicher Sicherheit werden die Antenne und die Sender abgerissen – eine Umrüstung in einen Aussichtsturm wäre technisch anspruchsvoll und sehr teuer.
Dem einen oder anderen Leser wird es vielleicht früher so ergangen sein, wie dem Titelhelden aus dem Roman „Austerlitz“ von W.G. Sebald:
… Vor ich mich niederlegte, drehte ich den Radioapparat an, der neben dem Bett auf dem Bordeauxkistchen stand. Auf der runden Leuchtscheibe erschienen die Namen der Städte und Stationen, mit denen ich in meiner Kindheit die ausländischsten Vorstellungen verband – Monte Ceneri, Roma, Ljubljana, Stockholm, Beromünster, Hilversum, Prag und andere mehr. Ich stellte den Ton sehr leise, horchte auf eine in großer Ferne in den Äther gestreute, mir unverständliche Sprache, eine weibliche Stimme, die manchmal unterging zwischen den Wellen, dann wieder auftauchte und sich überkreuzte mit dem Spiel zweier behutsamer Hände, die sich an einem mir unbekannten Ort über die Tastatur eines Bösendorfer oder eines Pleyel bewegten und gewisse, weit in den Schlaf hinein mich begleitende Klangsätze hervorbrachten, ich glaube, aus dem Wohltemperierten Klavier.
Nachtrag 2015: Der Hauptsendeturm steht heute immer noch, die Geräte stehen im Museum für Kommunikation in Bern. Im ehemaligen Betriebsgebäude des Senders befindet sich seit 2010 das Zentrum für Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (KKLB). Quelle: Wikipedia.